logo

Töpferprojekt

Etwa alle zwei Wochen besuche ich die Bewohner*innen des AWO-Seniorenzentrums mit meiner kleinen mobilen Werkstatt um mit den Bewohner*innen zu töpfern.

Wenn ich ankomme sind ii der Cafeteria bereits Tische und Stühle so aufgestellt, dass man jeden Platz bequem erreichen kann. Leise Musik schafft eine angenehme Atmosphäre, die erste Teilnehmerin sitzt bereits auf ihrem „Stammplatz“. Ich begrüße sie, verteile die Arbeitsbrettchen und lege ihr vorsichtig eine Schürze um. „Was mach ma denn heit“ fragt sie lachend. Ich zeige ihr ein kleines Schälchen mit Blattmotiv, das ich als Beispiel gefertigt habe. Inzwischen werden weitere Bewohner*innen zu ihren Plätzen geleitet.
Nach und nach übergebe ich allen ein Stück weichen Ton: „Wir rollen zuerst einmal eine Kugel“ sage ich und zeige verschiedene Möglichkeiten. „Der is aber koid“ heißt es da, was aber schnell vergessen ist. 
Als ich zeige, was wir heute formen könnten, huscht ein Lächeln über die Gesichter, dann die erste Skepsis: „Des kann i ned“. 
Ich erinnere eine Teilnehmerin, dass wir eine Kugel rollen wollen, eine weitere beginnt bereits etwas zu formen und ich frage sie, was sie machen möchte. 
Mit den anderen Senior*innen beginnen wir eine Platte auszurollen. Auch das Ausstechen eines Ovals oder Kreises funktioniert nach einigen Motivationsversuchen ganz gut. Dann biete ich verschiedene Blätter, die ich vorher gesammelt habe, an. Sofort wird ein Rosenblatt sorgfältig mittig in den Ton gedrückt, Gundermannblättchen werden säuberlich angeordnet, Gräser wild mit Frauenmäntelchen kombiniert. Es ist wunderbar, wenn sich Teilnehmer*innen irgendwann so ganz ihrer Arbeit hingeben. 
Zwischendrin muss ich eine rechteckige Platte vor dem Absturz retten - zum Glück hilft da noch Frau Wolff. Sie zeigt einem Herrn gerade, dass er die Blattrippen noch tiefer in den Ton eindrücken muss.
Eine Dame sieht kaum noch etwas, kann die Blätter aber mit viel Fingerspitzengefühl abdrücken. Auch eine hübsche Punkteumrandung entsteht, indem sie sich nach und nach am Rand ihres Stückes entlangtastet.
Ich verteile Gipslinsen. Über diese legen wir die verzierten Platten, wir klopfen sie leicht, damit sie sich der Rundung anpassen. Wer möchte, setzt noch Kugeln als Füßchen auf, dann drücken wir die Initialen ein. Das ist wirklich wichtig, denn fast niemand glaubt beim nächsten Mal, wenn ich die Schätze zum Bemalen gebrannt wiederbringe, dass er eben dieses Kunstwerk erschaffen hat.

Mirella Münzner (Keramikerin)

Wir helfen Ihnen gerne weiter

Nutzen Sie das Formular für allgemeine Fragen und Anliegen an unsere Hauptverwaltung. Einrichtungsspezifische Anfragen (zu freien Plätzen o.Ä.) bitten wir Sie über die Kontakt-E-Mail-Adressen des jeweiligen Hauses zu stellen.



Über die Verarbeitung meiner personenbezogenen Daten kann ich mich hier informieren.
Gehe zur Startseite
Mehr Einblicke in unsere Arbeit finden Sie auch auf unseren Social Media Kanälen.
© 2024 AWO Bezirksverband Oberbayern e.V.